Okay. Die letzte Etappe. Noch ca. 106 km trennen uns vor Abisko, dem nördlichsten Punkt des Kungsleden und unser Ziel. Wenn wir es schaffen, werden wir spätestens am 13. September dort ankommen. Unser Nachtzug fährt erst am 17. September. Wir haben viel darüber geredet, wie resp. Was wir tun sollen. Der Kebnekaise (höchste Berg Schwedens) stand zur Debatte, nur ist dieser ganzjährig von Schnee bedeckt und weder Chrigi noch ich hatten besonders Lust, ihn zu besteigen. Wir erinnerten uns daran, dass wir in Kvikkjok auf Anraten von Björn – dem Bootsführer – einen Schweizer angesprochen hatten, der uns den Tipp gab, den Umweg um Nallo und Vistas zu machen. Dies würde einen Tag länger dauern und er habe dort Elche gesehen. Das war nun der Plan. Wir würden den nördlichsten Teil wandern, aber einen kleinen Teil des Kungsleden (und eine Hütte) verpassen.
Zuerst aber noch Energie tanken. Es geniessen Käse zu essen (während man den schweizer Käse sehnlichst vermisst).Um 10.10 Uhr fuhr die Fähre. Begleitet von einem Regenbogen, welcher während der Überfahrt zu einem vollen Bogen anwuchs. Auf der anderen Seite angekommen mussten wir 15 Minuten auf den Bus warten. Wir verabschiedeten uns von den drei Schweizerinnen, die ein Taxi in die andere Richtung bestellt hatten und die Heimreise antreten würden. Chrigi war auf der Überfahrt boch aufgefallen, dass der – noch sehr junge – Kapitän einen imposanten auf der Seite nach oben angespitzen Schnauzbart hatte. Er habe in ihm den Eindruck erweckt, Tom Hardy (dem er glich) zu sein, der sich als Schauspieler auf eine Rolle vorbereitet und sich als Kapitän verkleidet hatte. Ich musste ihm zustimmen.Wir hatten einen extrem netten Busfahrer, der uns mehrfach darauf hinwies, dass uns später ein sehr steiler Aufstieg erwarten würde. In einem Kaffee machten wir mit dem Bus eine Pause und nahmen eine Fika. Gut genährt, starteten wir die nächste Etappe. Alle Leute, die aus dem Bus gestiegen waren, schienen darauf zu warten, dass ein amderer losgeht. Keiner wollte der Erste sein. Also gingen Chrigi und ich selbstbewusst voran. Schliesslih kommen wir aus einer Wandernation und wir hatten auch schon ein paar Wochen Erfahrung.So viel zur Erfahrung. Irgendwo sind wir falsch abgebogen und prompt auf dem Winterpfad gelangt. Dieser war zunächsz nicht als solcher gekennzeichnet gewesen (das Winterzeichen ist ein Rotes X auf einem Stab, der Sommer ist eon Rot angemalter Stein oder Baumstamm). Erst hier merkten wir, dass wir auf dem Winterpfad waren. Ich war noch überrascht, wie feucht, buschig und schlechz ausgetrampelt der Weg war. Es wirse immer schlammiger und unwegsamer und ging ausserdem schnurgerade den Berg hoch. Wir überlegten, ob wir zurückgehen sollten, ich fand, wir sollten zunächsz weiter gehen, da der Abstoeg sehr rutschig und steil mithin gefärlich sein könnte.Also go gen wir weiter. Teilweise hatte es nicht einmal mehr einen Trampelpfad. Auf meiner InReach App sah ich jedoch, dass wir später wieder zum Fluss und damit wieder näher zum sich auf der anderen Seite befindlichen Sommerwanderweg, kommen würden.Irgendwann kamen wir wieder in die Nähe des Flusses und folgtem dem Ufer in der Hoffnung auf eine passierbare Stelle oder auf eine Brücke. Ersteres fanden wir irgendwann und kletterten auf der anderen seite einen buschigen Hügel hoch, um auf den Sommerkungsleden zurückzukommen. Irgendwoe hatteb Chrigi und ich dann einen Energieschub – evt weil es jetzt einfach ein Wanderweg ohne Hindernisse war – und wir schritten zügig voran und überholten alle, welche uns in dee Zwischenzeit überholt hatten. Eigentlich ja nicht wirklich überholt, weil wir ja auf einem anderen Weg waren. Chrigi und ich bestehen darauf, das wir nach wie cor nie überholt wurden, wobei wir beide wissen, dass es daran liegen könnte, dass wir morgens später losgehen, als die wirklich schnellen Wanderer.Eine Ode an meine Kindheit. Wir gingen jeweils im Herbst in Wallis. Wanderferien. Ich erinnere mich, dass wir als Snacks jeweils Rittersport (?!) und Riesen dabei hatten. Während dem Essen wurde ich richtig nostalgisch. Ausserdem bin ich davon überzeugt, dass es mich in diesem Huddelwetter innen gewärmt hat.Und einfach so, war plötzlich der Herbst da.Von oben sahen wir schliesslich den See, an dem man entweder selber rudern, oder um 17.15 Uhr mit einem Motorboot rüberfahren würden können. Wir hatten Pech. auf dem Kungsleden muss es bei den Ruderbooten immer ein Boot pro Seite haben. Dies bedeutet, dass wir hier auf die andere Seite hätten rudern müssen, dort eines der beiden Boote an unser Boot hätten anmachen müssen, mit beiden zurückrudern und schliesslich mit einem ein drittes Mal den See hätten überqueren müssen. Der Deutsche und der Belgier kamen kurz nach uns an und erkundigten sich, ob sie das Boot nehmen dürften, im Wissen darum, die Reise dreimal machen zu müssen. Sie hatten für eine Überfahrt infolge Strömung und Wind etwa 25 Minuten. Dort hatten sie jedoch das Glück, dass jemand von der anderen Seite kam und mit dem Boot zurückruderte. Zu diesem Zeitpunkt mussten wir nur noch etwa 40 Minuten waren, was für uns beide in Ordnung war.Chrigi begann in der spektakulären Landschaft Steine übers Wasser zu spicken.Irgendwann kam eine weitere Person beim See an. Er sprach uns an und erkundigte sich, ob wir gemeinsam mit dem Boot rüber geheb wollten. Die Leute der anderen Seite waren noch nicht losgerudert. Wir erklärten ihm das Problem mit den Booten und dass in ca. 20 Minuten ein Motorboot kommen würde, das wohl schneller sein würde, als wir für die Überquerung benötigen würden. Es stellte sich heraus, dass er ein kn Bern lebender Emmentaler war. Er war erst heute Morgen gestartet und plante nur den nördlichsten Teil des Kungsleden zu wandern. Ein Zelt hatte er nicht. Er würde biwakieren. Chrigi und ich fanden das angesichts der kalten Nächte mutig. Jedoch sollten die kommenden Nächte zum Glück wärmer werden.Das Boot kam um 17.15 Uhr. In der Zwischenzeit waren alle Personen, die mit uns mit dem Bus angereist waren am See angekommen. Bis wir unsere Rucksäcke wieder abgezogen hatten, sassen schon vier Leute im Boot und uns wurde gesagt, dass wir warten müssten, er werde ein zeites Mal kommen. Ich fand dies ziemlich unfair, da wir bereits mehr als 1h 15min gewartet hatten und die andern erst vor etwa 15min angekommen waren. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass drei der vier Leute in unserem Boot weitergewandert sind und diejenigen im ersten Boot alle bei der Hütte geblieben sind. Ich war wirklich wütend und beklagte mich bei Chrigi, dass sie uns Lichtzeit gestohlen hätten. Er nahm das Ganze sehr gelassen und sagte, es werde schon klappen. Am Abend begann es, als wir endlich einen Zeltplatz mit Wasser gefunden hatten, bereits einzudunkeln.Nach dem Abstieg, sahen wie die Bootanlegestelle von der anderen Seite von oben. Ich hätte niemals gedacht, dass ich an einem Tag freiwillig zwei Aufstiege machen würde, wenn wir unten hätten Zelten können. Oder generell.An diesem schönen Hügel stellten wir neben einem kleinen Bach unser Zelt für die Nacht auf. Mitten in der Farbenpracht des Herbstes.